– Zukunft der Steillagen –
In seinem 35. Jubiläumsjahr lud der Dachverband Natur Bietigheim-Bissingen zu seinem alljährlichen Markungsspaziergang ein, diesmal unter dem Motto „Unsere terrassierten Steillagen über der Enz – welche Zukunft haben sie”. Weinerlebnisführer und Winzer Stefan Muck führte die rund 80-köpfige Gruppe von Interessierten aus den 16 Dachverband-Mitgliedsvereinen durch die Wein-Steillagen entlang des Bietigheimer Bergwegs.
Eindrücklich waren am Bergweg die aktuellen Veränderungen zu sehen. Flächen die einst Weinberge waren, sind jetzt aufgelassen. Teilweise sind sie ungepflegt, teilweise als Freizeitstückle genutzt. Zurückzuführen sei diese Umwandlung von Rebflächen auf die teilweise Aufhebung des EU-Anbaustopps: Bisher durften neue Reben nur auf Flächen gepflanzt werden, auf denen schon vorher Wein angebaut wurde. Ein Winzer, der seine Anbaufläche erweitern wollte, konnte dies also nur, indem er Pflanzrechte eines anderen Winzers erwarb. Jetzt sei eine Verlagerung der Anbauflächen möglich, was auch hier auf der Markung jetzt zur Aufgabe von Steillagen und zum Weinanbau auf ebene Bereichen führe. Eine Ausweitung der Gesamtfläche sei aber weiterhin nur sehr begrenzt möglich. Jedes EU-Mitgliedsland dürfe jährlich Genehmigungen für Neuanpflanzungen für Rebflächen bis zu ein Prozent der bepflanzten Flächen beantragen. Für Baden-Württemberg gelte ein Wert von 0,35% pro Jahr.
Die Aufgabe von Steillagen bringe Nachteile für Winzer, Natur und Landschaft. So sei mit mehr Beschattung, Vögeln und Schädlinge aus die angrenzenden, teilweise ungepflegten Grundstücke zu rechnen. Andererseits verringere sich die Vielfalt der typischen Weinbergflora und -fauna. Große Probleme seien auch zu erwarten, sollten die Mauern durch fehlende Unterhaltung einstürzen und somit der Hang instabil werden lassen. Angesichts der unten vorbeiführenden B27 war allen Beteiligten klar, dass dies erhöhte Aufwendungen für die Kommune bedeuten würde.
Den Mehraufwand für den Weinanbau im terrassierten Steillagen sei nur mit einer Förderung durch Land und Kommunen aufrechterhalten. Von der Qualität der Steillagenerzeugnisse konnten sich die Teilnehmer direkt vor Ort überzeugen. An den Stationen gab es für jeden eine kleine Kostprobe von Trollinger, Blanc de noir, Chardonnay und Lemberger.
Gut gestärkt und informiert dankte Vorsitzende Traute Theurer zum Abschluss Stefan Muck und allen Anwesenden und lud bereits zum Markungsspaziergang des Dachverbandes im kommenden Jahr ein, wie immer am traditionellen Termin, dem 2. Sonntag im Februar.
(Anhang: Das Foto von Wilhelm Fahrbach zeigt Stefan Muck bei seinen Erläuterungen am Bergweg.)