– Stadt am Wasser –
„Wasserkraft entlang der Metter“ war das Motto des diesjährigen Markungsspaziergang des Dachverband Natur Bietigheim-Bissingen, der traditionell am 2. Februarsonntag stattfand. 35 interessierte Teilnehmer konnte Vorsitzende Traute Theurer auf dem 6,5 km langen, dreistündigen Rundgang unter der Führung von Albrecht Kurz begrüßen.
Zwischen 1300 und 1850 war die Wasserkraft in Bietigheim die einzige Antriebsquelle. Wie wichtig die Wasserkraft war, zeigten so Kurz die Standorte der wichtigsten Industrieanlagen zur Mitte des 19. Jahrhunderts, die allesamt die Wasserkraft nutzten: Die Schönlebersche Tuchfabrik an der Enz, die Schumachersche Wetzsteinfabrik mit einer Mühle an der Metter ebenso wie die Dampfkochtopf-Fabrik Umbach/Melchior und die Holzmosaikfabrik Kleemann. Sogar 1856 sei die Kammgarnspinnerei bewusst noch wegen der Wasserkraft an der Enz gebaut worden.
Nur noch von wenigen Mühlen sind Spuren erhalten. Jedoch konnte Albrecht Kurz anhand alter Flurkarten von 1830 die Lage der Mühlen, Wehre und Mühlkanäle erläutern. Von den Enzmühlen links und rechts der alten Enzbrücke sei nichts mehr zu sehen. Ab 1536 sei hier die Wasserkraft für den Antrieb von Getreide-, Säg-, Loh-, Gips-, Walk- und Olmühlen sowie Hanfreiben genutzt worden. Kurz vor dem Übergang ins 20 Jh. habe die Wasserkraft für den direkten Antrieb der Maschinen an Bedeutung verloren. Die Wasserkraft wurde für die Gewinnung von Strom im 1896 von Friedrich Konz gebauten Elektrizitätswerk verwendet. Auch die Sägemühle habe eine neue Nutzung bekommen: In ihr wurde um 1910 das erste Kino Bietigheims eröffnet.
Nach dem Abstecher zur Enz ging die Wanderung der Metter entlang. Hier war schon seit 1304 eine Mühle überliefert, die Errichtung eines Wehres und Mühlkanals sei hier sehr viel einfacher als an der breiten Enz gewesen. Jedoch habe man hier im Frühjahr mit Hochwasser, im Sommer mit Trockenheit und im Winter mit Vereisung seine Probleme gehabt. Von der unteren Bachmühle seien heute nur noch die Reste der Faberschen Holzwarenfabrik von 1891 zu sehen. Die beiden Villen der Fabrikbesitzer zeugten aber noch von der Blütezeit der Fabrik, die hier auch die Wasserkraft der Metter nutzte. Von der oberen Bachmühle sind noch Wehr und Mühlkanal erhalten. Die Wasserkraft zerkleinerte seit 1862 als Dreckmühle Gestein für die Schumachersche Fabrik an der Löchgauer Straße, von der heute nur noch der ehemalige Wasserturm zeugt. In Betrieb sei aber noch die 3. Bietigheimer Mettermühle, die Hübnersche Mühle, unterhalb des Friedhof St. Peter.
Vorbei an der Brunnenstube am Friedhof, aus der früher der Marktbrunnen gespeist worden sei, führte die Route über die Höhe der Bahn entlang und wieder ins Mettertal zur Metterzimmerer Mühle. Diese, 1714/15 als Ölmühle errichtet, sei ab 1728 als Getreidemühle umgebaut worden, da erst ab diesem Zeitpunkt die Metterzimmerer Bauern ihr Korn hier hätten mahlen dürfen. Vorher habe ihnen die Mühlenordnung geboten, dies in der Mühle in Kleinsachsenheim anzuliefen. Bis 1959 war die Mühle noch in Betrieb, heute ist nur noch eine Absperrvorrichtung des Mühlkanals zu sehen.
Nach einem kurzen Rundgang durch Metterzimmern führte die Strecke durchs Altenbachtal zurück nach Bietigheim.
(Bild: Wehr der Hübnerschen Mühle an der Metter.)