– „Bietigheimer Untergangsjubiläum” –
Etwa 50 Teilnehmer nahmen bei klirrender Kälte am diesjährigen Markungsspaziergang des Dachverband Natur, traditionell am 2. Sonntag im Februar, teil. Wie im vergangenen Jahr war man auch dieses Mal wieder den Grenzsteinen auf Bietigheimer Markung auf der Spur.
Unter der Führung von Wilfried Lieb aus Ludwigsburg, der in Zusammenarbeit mit dem Stadtarchiv Bietigheim-Bissingen die Markungssteine rund um Bietigheim-Bissingen erfasst, kartografiert und fotografiert hat, konnten auf ca. 1,5 km Markungsgrenze 40 Steine begutachtet werden. Laut Wilfried Lieb umsäumten ca. 450 Grenzsteine allein die Bietigheimer Markung, von denen noch ca. 200 stehen würden.
Der rund 2 ½ stündige Spaziergang führte um den Hirschberg und durch das Löchgauer Tal, um dann im Rossert den Grenzsteinen der Markungsgrenzen zwischen Bietigheim, gekennzeichnet mit dem Wappenturm, Löchgau („L“) und Besigheim (Doppeltürme) zu folgen. Die Steine, meist oben gekennzeichnet mit einem Kreuz, sind neben dem Markungskennzeichen versehen mit der Jahreszahl ihrer Aufstellung und einer fortlaufenden Nummerierung. Auch der jüngste auf Bietigheimer Markung bekannte Grenzstein aus dem Jahre 1907 konnte zum Abschluss zwischen Rossert und Brachberg noch aufgefunden werden.
Verantwortlich für diese Grenzsteine seien in früheren Zeiten die sogenannten „Untergänger“ gewesen. Und so fand die Veranstaltung dieses Jahr gemeinsam mit dem Stadtmuseum Hornmoldhaus statt, denn Conrad Rotenburger, dem gerade als Autor der „Biblischen Summarien“ eine Ausstellung im Hornmoldhaus gewidmet ist, war als Geometer Chef der Untergänger und führte das Bietigheimer Untergängerbuch, so die Museumsleiterin Frau Ille-Kopp.
Jedes Jahr fanden Kontrollgänge um die Markung statt. Dieses Jahr, so Wilfried Lieb, könne man in Bietigheim ein Jubiläum begehen: das erste Untergängerprotokoll sei aus dem Jahre 1562, also vor 450 Jahren dokumentiert.